Wild & Jagd


Jägerinnen, Förster und Naturschützerinnen streiten darüber, ob Wild, vor allem aber Rehe, im Wald stärker gejagt werden sollte(n), um Baumsämlingen den Aufwuchs zu erleichtern und jungen Bäumen ein besseres Höhenwachstum zu ermöglichen. Denn Rehe fressen gerne Knospen, junge Triebe und Rinde von Bäumen. Jäger sind jedoch oftmals kritisch gegenüber höheren Abschussquoten, auch weil das geschossene Wild weiterverarbeitet und „verbraucht“ werden muss.

Würdest Du Rehe stärker bejagen lassen?

Ich bin dafür – die Bäume wachsen besser und können verkauft werden.

Ich bin dafür – ich möchte, dass der Wald nachwachsen kann, und ich esse gerne Wild.

Ich bin dagegen – Begegnungen mit Rehen im Wald gehören dazu, das macht einen Teil des „Erlebnis Wald“ aus.

Ich bin dagegen – Wildtiere sind Lebewesen und sollten vom Menschen grundsätzlich nicht gejagt werden.

Ich bin dafür – ein hoher Wildbestand gefährdet die Baumartendurchmischung und die Verjüngung des Waldes.

Verbissstudien und Wildzahlen

Etwa 90 % der jungen Bäume, die in unseren Wäldern nachwachsen, stammen aus Naturverjüngung. Das bedeutet, dass sie aus Samen von vorhandenen Bäumen gewachsen sind und nicht angepflanzt wurden. Diese natürliche Aufforstung ist gegenüber „künstlicher“ Aufforstung langfristig gesünder und resistenter. Alle jungen Bäume sind jedoch Pilzen, Insekten, Nagetieren, Vögeln und größeren Säugetieren ausgesetzt. Insbesondere Schalenwild (also z. B. Rehe) schädigt diese Jungbäume, indem es Blätter und Knospen verbeißt oder die Rinde schält. Zudem lieben Rehe die geschmackliche Abwechslung, weshalb sie mit ihrem Verbiss auch die Baumartenvielfalt im Wald gefährden (z.B. weil sie gerade die seltener vorkommenden Bäume abfressen).

Da natürliche Jäger (z. B. Wölfe) oftmals fehlen, findet keine natürliche Regulierung der Wildbestände statt. Je höher aber die Dichte der Wildbestände ist, desto mehr Jungbäume sind durch Verbiss und Schälen geschädigt. Die durchschnittliche Dichte von z.B. Rehwild liegt in Deutschland bei 8 pro 100 ha. Teilweise sind aber je nach Waldgebiet bis zu 20 pro 100 ha anzutreffen. Daher werden die Wildbestände in deutschen Wäldern durch gezielte Bejagung kontrolliert und gesteuert.

Der Zusammenhang von Wildschäden, Jagd und Naturverjüngung ist jedoch sehr komplex, was die folgende Grafik veranschaulicht.


Der Gesetzgeber sieht vor, dass innerhalb eines Jagdbezirks die Jagdgenossenschaft für Schäden, die durch Schalen- und Niederwild an einem Grundstück entstanden sind, aufkommen muss. Jägerinnen haben jedoch auch eine Fürsorgepflicht bzw. eine Pflicht zur Hege der Wildbestände. In Kombination mit verschiedenen weiteren Faktoren (z.B. Waldbewirtschaftung, Sterblichkeit des Nachwuchses, Witterungsbedingungen) ergibt sich daraus ein komplexes Wirkungsgefüge, das zu Konflikten zwischen Waldbesitzern, die ihre Bäume schützen wollen, und Jägern führt.

Stationen im Wald Alsbach