Liebe Leserin, lieber Leser


der Wald ist gleichzeitig Lebensraum, Rückzugsort, ökonomische Ressource und ein wichtiges Kulturgut. Nicht immer lassen sich die verschiedenen Funktionen des Waldes harmonisch miteinander in Einklang bringen. Das zeigen zahlreiche Konflikte im und um den Wald. Für die einen dient der Wald der Erholung, für die anderen ist er eine Einkommensquelle, für wieder andere das letzte Stück „wilde Natur“ in unserer zersiedelten Landschaft. Während es unterschiedliche Vorstellungen vom Wald und divergierende Interessen im Wald schon immer gegeben hat, gewinnen diese unter den Bedingungen von Klimawandel und Biodiversitätsverlust an Brisanz. Die Dürrejahre von 2018 bis 2021 haben den Wald derart geschädigt, dass in Anlehnung an den sauren Regen in den 1980ern Jahren vom „Waldsterben 2.0“ die Rede ist. Nicht nur Bürger:innen, sondern auch Forstleute sind besorgt über den Zustand des Waldes und ringen um Lösungen für das Problem.

In einer Situation der Ungewissheit und des Übergangs sollten vermeintlich „einfache Lösungen“ und einseitige Problemdeutungen vermieden werden. Als interdisziplinäres Team aus der Biologie, der Angewandten Linguistik und der Politikwissenschaft haben wir uns drei Jahre aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Wald beschäftigt und die Komplexität der Probleme kennengelernt. Der vorliegende Walddenkpfad möchte die bestehenden Konflikte im Wald offenlegen und zu einem Perspektivwechsel einladen. Auf den Tafeln stellen wir zehn typische Kontroversen rund um den Wald vor und geben den Waldspaziergänger:innen die Möglichkeit, sich hier als spezifischer „Waldtyp“ zu positionieren, aber auch alternative Standpunkte kennenzulernen. Am Ende des Pfades zeigen wir die Vor- und Nachteile eines jeden „Waldtypes“ auf und laden zur Reflexion über individuelle, gesellschaftliche und politische Lösungen ein.

Das Datenmaterial zum Walddenkpfad steht frei zur Verfügung und kann gerne zur Errichtung eines eigenen Themenpfades genutzt werden. Die beiden vom Projekt „Walddiskurs“ unter Förderung des BMLEH realisierten Prototypen finden Sie im Darmstädter Westwald und in Alsbach-Hähnlein.